Die Beichte
Priester Johannes R. Nothhaas
- Wer kann Sünden vergeben?
„Nur Gott kann Sünden vergeben“, dieser Satz ist für Christen eine
selbstverständliche Wahrheit. Es ist jedoch ein Irrtum, wenn dazu gesagt
wird: „Aber nicht der Priester…“ Diese Ergänzung erhebt Gott in eine so
hohe Geistigkeit, dass er von den Menschen und der Welt isoliert wird.
Wer so denkt und glaubt widerspricht dem, was Christus zu seinen Jüngern
und Aposteln gesagt hat: „Nehmet hin den heiligen Geist! Welchen ihr
die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet,
denen sind sie behalten!” (Joh 20,22-23 und Mt 16,19; 18,18).
Christus hat so viel Vertrauen zu seinen berufenen Dienern, dass er
sie an der göttlichen Macht, Sünden zu vergeben, teilhaben lässt, wie er
sie auch teilhaben ließ an der Vollmacht,
Kranke zu heilen (Mt 10,1,8; Mk 6,7,12; Lk 9,1,6). Wozu hat er die
Jünger gesandt und mit dieser Vollmacht versehen, wenn wir meinen, wir
können uns selbst bekehren und durch Gebet Vergebung der Sünden
beschaffen?
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- Woher kommt das Bekennen von Sünden?
Das Bekennen von Sünden begegnet uns im Neuen Testament bei den
Menschen, die den Propheten und Vorläufer Johannes den Täufer aufsuchen.
Es sind Menschen in einer Zeit großer innerer Not und nationaler
Zerrissenheit, die zu Johannes kommen, um ihr Leben auf Gott hin
auszurichten. Dass sie diesen Entschluss sehr ernst nehmen, lässt sich
daran erkennen, dass sie hinausgehen in die Wüste, wo Johannes lebt. Sie
kamen zu ihm, um ihre Sünden zu bekennen (Mk 13,5).
Johannes predigt eine Reinigungstaufe zur Vergebung der Sünden. In
Israel waren es rituelle Waschungen, die man bei besonderen Verfehlungen
zu vollziehen hatte. Das Neue an der Johannestaufe war, dass er
zwischen den Sünden keinen Unterschied mehr machte. Alle Menschen sind
vor Gott unrein, auch die Frömmsten. In seiner Predigt weist er jedoch
die Pilger auf den hin, der nach ihm kommt, der wird sie „mit dem
heiligen Geist taufen” (Mk 1,8).
Beim Evangelisten Johannes ist diese Buße angedeutet in den Worten
Jesu im Gespräch mit dem Schriftgelehrten Nikodemus, der ihn bei Nacht
besuchte (Joh 3,3): „Es sei denn, dass jemand von neuem geboren wird, so
kann er das Reich Gottes nicht sehen.” Das „Von-neuem-geboren-werden”
meint eine neue Haltung, eine neue Gesinnung: Abkehr von der alten
Lebensweise und geistlicher Neuanfang. Anschließend wird die Taufe
erwähnt (Joh 3,5): „Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser
und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.”
Hier geschieht etwas. Während im Vers 3 gesagt wird, dass der Mensch
„das Reich Gottes sehen kann“, spricht der Vers 5 davon, dass der Mensch
„in das Reich Gottes kommen kann.“ Der ganze Mensch mit Seele, Geist
und Leib „kommt ins Reich Gottes“. In diesem Nachtgespräch des Herrn mit
Nikodemus ist die Situation des Ungläubigen angesprochen, der sich
Christus anschließen will. Das Bekennen der Sünden mit der
anschließenden Sündenvergebung durch den berufenen Diener Gottes führt
hin zum Mysterium der Taufe. Aber auch der Christ ist auf
Sündenvergebung angewiesen, da er im Leben nach der Taufe nicht frei ist
von Sünden. Der Lossprechung von den Sünden durch den geistlichen Vater
geht voraus das Bekennen der Sünden und der Vorsatz, Gottes Gebote zu
halten. Beides geschieht in der Beichte.
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- Was ist die Beichte?
Die Beichte besteht aus drei Teilen:
Dem Sündenbekenntnis
Da sind die Sünden beim Namen zu nennen, ohne andere zu beschuldigen.
b) Der Reue und dem Vorsatz, sich von den begangenen Sünden abzuwenden.
c) Der Lossprechung von den Sünden
Zur Lossprechung durch den Geistlichen gehören von Seiten des
Gläubigen der Glaube, dass die Sünden vor Gott wirklich vergeben sind,
so, als hätte Gott selbst gesprochen.
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- Wie bekenne ich meine Sünden?
Als Orientierung für das Beichten der eigenen Sünden kann eine
Einteilung in drei Arten dienen. In ihnen spiegeln sich die 10 Gebote,
die Gott Moses in zwei Tafeln auf dem Sinai mitteilte:
1. Tafel: Sünden gegen Gott
-Gebot: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
Gibt es etwas, was mir wichtiger ist als Gott (Menschen, Dinge, Ideen)?
-Gebot: Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen.
Habe ich den Namen Gottes missbraucht, geflucht, geschworen, ihn ausgesprochen, ohne zu Gott zu beten?
Seinen Namen sollen wir nur in den Mund nehmen um ihm zu danken, ihn
um seine Hilfe anzurufen, um Fürbitte für andere Menschen zu tun, oder
ihn zu bekennen, von ihm zu erzählen.
-Gebot: Du sollst den Feiertag heiligen.
Habe ich vergessen, den Feiertag zu heiligen durch Teilnahme an der
Liturgie? Halte ich regelmäßig meine Gebete (morgens, abends vor dem
Schlafen, vor und nach dem Essen)?
2. Tafel: Sünden gegen den Nächsten
Ehren von Eltern, Lehrern, Vorgesetzten unterlassen (4. Gebot);
Töten von Menschen, Tieren, Pflanzen (5.Gebot);
Ehebruch, Unkeuschheit begangen (6. Gebot);
Jemanden belogen, falsche Urkunden verwendet (7. Gebot);
Jemandem etwas entwendet, was ihm gehört (8. Gebot);
Alle Unwahrhaftigkeit, alle Gier nach fremdem Besitz, Hass, Neid und Intrigen (9. und 10. Gebot).
3. Sünden gegen sich selbst
Alle Schäden, die man seinem eigenen Körper zufügt.
Anhängen an schlechte Gedanken, zu wenig Ruhe, Überlastung durch
Arbeit oder Sport, Drogen, wie Alkohol und Rauchen, zu viel Essen,
Nichteinhalten der Fasten.
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Diese Aufreihung soll als Hilfsmittel dienen, nicht als Vorschrift.
Man kann auch nur die Dinge beichten, die einen von Gott trennen nach
diesen drei Arten.